Mit besten Wuenschen by Cedervall

Mit besten Wuenschen by Cedervall

Autor:Cedervall
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-20T05:00:00+00:00


Sylve legte das Fernglas weg und ging zu Bett. Bevor er einschlief, dachte er über die geheimnisvolle Mirjam nach, die nachts schwarzgekleidet umherschlich. Wer war sie wirklich?

23

Torsten erhob sich aus seinem Sessel und tastete sich die Wände entlang, um den Weg in die Küche zu finden. Wie konnten sie ihn bloß einfach so alleine lassen, verdammt! Am späten Montagnachmittag hatten sie ihn in einem Krankenwagen nach Hause gefahren. Es war eine Erniedrigung gewesen, als sie ihm zuerst auf die Toilette geholfen hatten. Seither saß er in seiner Dunkelheit grübelnd im Sessel. Das Gesundheitswesen heutzutage ließ zu wünschen übrig, aber das war ihm ja schon bekannt. Hätte Care for Seniors das Krankenhaus in Visby betrieben, wäre er gewiss nicht so schnell nach Hause geschickt worden. Dann hätte er noch bleiben können und ein Einzelzimmer und einen persönlichen Assistenten zugeteilt bekommen.

Er strauchelte über die Teppichkante – verfluchte Scheiße! Ein Pflegedienst sollte zu ihm kommen, hatte dieser Pflegedienstleiter bei der Erstellung eines Pflegeplans gesagt. Der Pflegedienst würde erst morgen früh kommen, früher war es nicht zu regeln gewesen. Torsten schnaubte und tastete sich weiter. Machte ein paar Schritte durch den kleinen Flur und gelangte in die Küche. Mit der einen Hand strich er die Wand entlang und mit der anderen tastete er sich vor. Da musste der Küchentisch sein. Er packte die Tischkante. Dann dürfte es jetzt nur noch ungefähr einen halben Meter bis zum Kühlschrank sein. Er musste irgendetwas zu trinken haben. Endlich spürte er die glatte Oberfläche des Kühlschranks unter seinen Händen und öffnete die Tür.

»Ein Pflegedienst, verdammt«, knurrte er. »Als ob man ein alter Greis wäre.«

Er wühlte auf dem untersten Bord herum, wo, wie er wusste, die hochprozentigen Getränke standen. Er brauchte jetzt einen ordentlichen, starken Schnaps. Die Flaschen mit den Spirituosen standen hinter den Reihen mit Bierdosen. Polternd fielen ein paar Dosen um und landeten auf dem Fußboden.

»Mist!«

Völlig zwecklos, in dieser Dunkelheit nach ihnen zu suchen. Stattdessen schnappte er sich eine Flasche, zog den Korken heraus, schnupperte daran und sog den Geruch ein. Das schien Schnaps zu sein. Er verschloss die Flasche wieder und suchte weiter. In seinem erbärmlichen Zustand brauchte er etwas Besseres. Endlich fand er seinen irischen, nach Naphthalin riechenden Maltwhiskey und schloss seine Faust darum. Mit der anderen Hand grabschte er sich eine Bierdose. So ausgestattet tastete er sich zurück zu seinem Lieblingssessel und leitete seinen elenden, finsteren Abend damit ein, direkt aus der Flasche und der Dose zu trinken.

Die Dunkelheit war so plötzlich gekommen. Als ob jemand einfach einen Schalter umgelegt hatte. Er hätte schon früher zum Arzt gehen müssen.

Sicher, er war mit den Tropfen nachlässig gewesen. Hatte auch nicht regelmäßig den Augeninnendruck kontrollieren lassen. Das war ihm einfach zu blöde gewesen. Jetzt befand er sich in derselben erbärmlichen Situation wie seine Mutter. Sollte er wirklich den Rest seines Lebens in dieser Hölle verbringen? Die Firma konnte ja wohl kaum einen blinden Betriebswirt gebrauchen? Er würde nicht einmal mehr seine ihm ans Herz gewachsene alte Rechenmühle benutzen können.

Der Alkohol brachte rasch Linderung. Torsten brummelte vor sich hin, lallte ein wenig.



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